Renault 9 (1981-1988): Kennen Sie den noch? (2024)

Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern vonAutos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.SolcheModellemüssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solcheOld- und Youngtimeraus dem Nebel des Vergessens.

Ist dieses Fahrzeug das womöglich langweiligste Automobil der Welt? Kaum ein Fahrzeug wirkt so sachlich wie der Renault 9, der vor 40 Jahren vorgestellt wurde. Motorhaube, Fahrgastzelle, Kofferraum: In genau so einer eckigen Three-Box-Optik, wie sie der 9 aufweist, malen Kinder Autos.

Allerdings scheint das Design, welches bis auf die Form der hinteren Radhäuser auf keinerlei Effekte setzt, genau richtig gewesen zu sein. Der Renault 9 wurde immerhin "Auto des Jahres" und ist mit seinem Schwestermodell, dem 11, bis heute das drittmeistverkaufte französische Auto hinter dem Peugeot 206 und dem Renault 4. Kein Wunder, wurde der Renault 9 global doch fast 20 Jahre lang gebaut.

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Doch der Reihe nach: Anfang der 1980er-Jahre nimmt Renault erneut den amerikanischen Markt ins Visier, denn dieser verspricht nach wie vor satte Gewinne und harte Devisen. Um endlich dauerhaft jenseits des Atlantiks Fuß zu fassen, plant Renault diesmal die Fertigung vor Ort mit einem US-Partner. Die Wahl fällt auf die American Motors Corporation (AMC), die unter anderem die berühmten Jeep-Modelle baut, beim Fahrzeug fällt die Entscheidung zu Gunsten des 1981 präsentierten Renault 9.

Gemäß seiner Bestimmung als Türöffner in die Vereinigten Staaten konzipiert der französische Hersteller diesen als konventionelle Stufenhecklimousine mit vier Türen. Unter der schnörkellos gezeichneten Karosserie wartet das 4,06 Meter lange Auto mit einem komfortablen Fahrwerk, wirt­schaftlichen Vierzylinder-Motoren, großzügig bemessenem Platzangebot für Insassen und Gepäck – allein der Kofferraum fasst 422 Liter – und Innovationen wie den "Schaukelsitzen" auf, bei denen sich der Neigungswinkel der Sitzfläche variieren lässt.

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Hier ließ sich der Neigungswinkel der Sitzfläche wie bei einer Schaukel verändern und dem Bedürfnis der Insassen anpassen. Einhergehend mit dieser speziellen Schienenkonstruktion ("Monotrace-Sitz", übersetzt "Einspur-Sitz"), nahmen die Schienen der Längsverstellung nur knapp die Hälfte der sonst üblichen Breite ein. Dies erlaubte den hinten sitzenden Passagieren, ihre Füße links und rechts unterhalb der Vordersitze zu platzieren. Mit dem Wechsel zum Renault 19 entfiel diese Lösung zu Gunsten insgesamt breiterer Sitzflächen.

Die Summe der positiven Eigenschaften bringt dem Renault 9 dann auch die höchste europäische Kritiker-Auszeichnung ein: 1982 kürt eine internationale Expertenjury die französische Kompaktlimousine tatsächlich zum "Auto des Jahres" in Europa. Übrigens vor dem Opel Ascona C und dem VW Polo II.

Ein Jahr später startet der Verkauf des R 9 in Amerika unter dem Namen Renault Alliance plus AMC-Logo auf der Heckscheibe. Neben der viertürigen Ausführung steht die US-Version auch als zweitüriges Coupé und als ebenfalls zweitüriges Cabriolet zur Wahl. Auch bei der US-Fachpresse kommt der Frankoamerikaner gut an. So erklärt ihn die Zeitschrift "Motor Trend" 1983 ebenfalls zum "Car of the Year". 65 bis 96 PS leisten dort die Vierzylinder-Benziner, bis 1987 werden der Alliance und sein Bruder, der Encore alias Renault 11, in den USA angeboten.

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Die Spanne in Europa reicht zunächst von 48 bis 80 PS, wobei der Basismotor mit 1,1 Liter Hubraum einen geduldigen Fahrer verlangte: 21,6 Sekunden benötigte dieser Renault 9 auf Tempo 100, bei 140 km/h war Schicht im Schacht. Immerhin standen aber schon ab 2.500 Umdrehungen das maximale Drehmoment von 80 Newtonmeter bereit.

1982 folgte noch ein Diesel mit 54 PS Leistung, am anderen Ende gab es einen Turbo-Benziner im 1983 vorgestellten Renault 11, dem Schwestermodell des 9 mit Fließheck, der seinerseits den Renault 14 beerbte.Nach dem Renault 11 im Jahr 1984 wurde 1985 auch das Stufenheckmodell Renault 9 um eine Turbo-Version erweitert.

Seine Fahrleistungen verliehen dem Renault 9 Turbo einen Sonderstatus im Segment der Mittelklasse-Sportlimousinen. Der 1.397-Kubikzentimeter-Motor war mit einem Garrett T2-Turbolader ausgestattet, der die Leistung auf 105 PS steigerte und für sportliche Fahrleistungen sorgte. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 184 km/h. Allerdings wurde der Turbo-9 nicht in Deutschland angeboten.

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Im Oktober 1986 wurden der Renault 9 sowie der 11 einem Facelift unterzogen, wobei insbesondere die Fahrzeugfront überarbeitet wurde. Die charakteristischen kleinen rechteckigen Doppelscheinwerfer des 11 wichen größeren, leicht schräg geneigten einfachen Scheinwerfern, bei den besser ausgestatteten Modellen wie TXE/GTE breiteren Doppelkammerleuchten. Auch wurden die vorderen Blinkleuchten vom Stoßfänger an die Scheinwerfer verlegt.

Hinzu kamen abgedunkelte Heckleuchten sowie die Verlegung des hinteren Nummernschildes in den Stoßfänger. Voluminösere, teilweise auch lackierte Stoßfänger mit deutlicher Spoiler-Kantenausprägung vorn und Motorversionen mit weniger giftigen Abgasen für verschiedene Märkte wie Deutschland und Schweiz zogen eine verstärkte Nachfrage nach sich.

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Die Produktion von Renault 9 und 11 endete in Frankreich und Spanien im Dezember 1988 nach exakt 2.405.246 Fahrzeugen. Nachfolger wurde der Renault 19. In Argentinien, Kolumbien und der Türkei wurde die Produktion fortgesetzt, in der Türkei noch bis zum Jahr 2000 als Renault Broadway. Nachfolger wurde dort der Renault Symbol, die Stufenheckversion des Renault Clio.

Eine Besonderheit war der Renault Luxmore, der von Sanfu Motors in Taiwan hergestellt wurde. Dabei handelte es sich um einen Renault 9 der Phase 2 mit einem Heck und Interieur ähnlich dem Renault 19.

Bildergalerie: Renault 9 (1981-1988)

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Author: Chrissy Homenick

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